Letzter Tag 2020
Es ist 6:30 Uhr morgens am 31. Dezember 2020. Der Wecker klingelt und wir steigen beide aus dem Bett. Es ist der letzte Tag dieses Jahres, das begonnen hat.
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In der Zwischenzeit ist es für uns ziemlich normal geworden, mehr Shorts, Slippers und T-Shirts im Kleiderschrank zu haben als die üblichen langen Hosen und Pullover. Auch die Aussicht auf den Atlantik und die schöne Natur sind anders als auf Texel, wo es übrigens auch fantastisch ist. Aber unser Blick vom Haus aus ist eben gründlich anders.
Der Tagesablauf ist natürlich auch ein anderer. Wir haben nicht weniger zu tun, werden aber nicht so getrieben - wenn Sie verstehen, was wir damit meinen.
Ansonsten ist es – bis auf einige Punkte – genauso, wie wir es von zu Hause aus kennen. Damit meinen wir vor allem die Art und Weise, wie Menschen auf den Inseln miteinander umgehen.
So stellte sich beispielsweise bei einem Restaurantbesuch heraus, dass der Geldautomat nicht funktionierte und wir daher nicht bezahlen konnten. Der Küchenchef kam zu uns und sagte, wir könnten später bezahlen. Das müsste auch nicht sofort geschehen, sondern wäre auch nächste Woche möglich, wenn das zeitlich besser passen würde. Er wusste von Leuten, dass wir hier in der Nähe wohnen und hatte Vertrauen, dass die Zahlung noch erfolgen würde.
Als die Monteure unserer Innenarchitekturfirma E.S.T.I.D.A. aus Amsterdam hier unsere Möbel und Polstermöbel zusammenbauen wollten, stellte sich heraus, dass ein M5-Bolzen fehlte. Nach langer Suche und Befragung der örtlichen Mitarbeiter des Annehmers stellte sich leider heraus, dass niemand den erforderlichen Bolzen für uns hatte. Doch nach dem Lunch brachte der Elektriker plötzlich das fehlende Teil! Er war während seiner Pause nach Hause gefahren, um den Bolzen zu holen. Wirklich toll, so miteinander zu arbeiten. Gemeinsam etwas Schönes zu schaffen steht für diese Menschen an erster Stelle. Sich gegenseitig zu helfen ist ganz normal wie z.B.: eben eine Leiter festzuhalten, helfen um etwas Schweres zu bewegen oder über Problemlösungen nachzudenken, die während der Schaffung unseres Projektes entstanden sind.
Auf jeden Fall waren wir in den letzten acht Monaten mit all den fleißigen Handwerkern hier sehr zufrieden. Wir sehen sie so gut wie täglich und es ist ein Gefühl wie in einer Familie. Sie bringen sogar Geschenke für uns mit wie z.B. selbstgebrannten „Aquardente“ oder die leckersten „Ponchas“ aus "ihrer" örtlichen Gaststätte in Câmara de Lobos. Was uns aber besonders gefreut hat, war der selbst hergestellte "Caralhinho" (Holz-Punch-Stab) mit eingraviertem Namen und Logo, super! Jetzt können wir es wagen, zu Hause frischen Poncha zu machen, toll!
Um ca. 16.00 h brachten wir den (manchmal 20) Handwerkern täglich eine Runde Bier oder Erfrischungsgetränke. Eines Tages sahen wir zu dieser Zeit zwei ältere Männer in der Hitze den Acker neben uns pflügen. Auf jeden Fall war es 25 Grad und kein Wind, wirklich sehr heiß. Wir haben uns natürlich entschlossen, ihnen auch ein eiskaltes Bier anzubieten. Sie waren sehr begeistert und nahmen die Geste gerne an. Wenig später riefen sie uns zu und wir bekamen eine Tüte mit mehr als 7 kg frisch geernteten Kartoffeln zurück. Super lieb!
Wir könnten noch viele solcher Geschichten erzählen. Dieses ist genau das Inselgefühl und die Mentalität, die wir auch von Texel gewöhnt sind. Wunderbar, um dieses erleben zu dürfen. Was für ein Glück.
Abraço,
Anne Rienstra & Dave Huizinga
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